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Einsatzmöglichkeiten
Das misereor Hungertuch von 1982 eignet sich als Einstieg in das Thema Globales Lernen. Im Mittelpunkt steht die Betrachtung globaler Krisen aus der Perspektive eines haitianischen Künstlers.
Globales Lernen ändert die Sichtweise. Das Tuch kann den einzelnen Szenen nach erschlossen werden.
Spiritueller Impuls zum Schwarzen Christus
Welches Bild, welche Vorstellung haben wir von Jesus, dem Christus, eigentlich? Das Bild von Theolog:innen ist vermutlich zumeist deutlich differenzierter als das im Großteil der Bevölkerung. Insgesamt aber ist unser aller Jesusbild ganz gewiss maßgeblich geprägt von den in unserem Kontext „vorherrschenden“ Vorstellungen.
Der Theologe Karl Barth hat Anfang/Mitte des 20.Jahrhunderts mit seinem Wort „Gott ist der ganz andere“ ein klares Warnzeichen aufgestellt: Gott – und damit auch Christus – ist immer ganz anders als wir Menschen ihn uns vorstellen und als das Bild, das wir uns von ihm machen.
1976 hat die katholische Hilfsorganisation Misereor den aus dem Mittelalter stammenden Brauch der „Hungertücher“ aufgenommen. Diese waren ursprünglich ähnlich wie die Bildtafeln auf vielen Altären als »Armenbibel« für die des Lesens meist unkundige Gemeinde gedacht. Die bis zu 2×3 Meter großen Tücher gehören wie selbstverständlich zur religiösen Sozialisation einer ganzen Generation. Sie waren ein erster Schritt hin zu einem verstärkten Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit in der Einen Welt. Die oft sehr bunten Tücher wurden vielfach von Künstler:innen aus dem globalen Süden gestaltet und zeigten häufig Menschen mit dunkler Hautfarbe, Menschen, die in Mitteleuropa noch in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts kaum anzutreffen waren. 1982 erschien dann ein Hungertuch des haitianischen Künstlers Jacques Chèry,
Neben Menschen mit überwiegend schwarzer Hautfarbe zeigt es in der Mitte an einem Baum einen schwarzen Christus und im unteren Teil viele Probleme, die auch 40 Jahre später – vielleicht mit noch größerer Intensität – die Welt beschäftigen: Flucht und Migration, Raubbau an der Natur/Schöpfung und deren Folgen, sowie Gewalt und Kriegserfahrungen.
Viele fanden es allerdings ungeheuerlich, dass Christus hier schwarz – (bzw. als person of colour) dargestellt wird. Es ist – nicht erst seit dem Rekonstruktionsversuch der BBC für die Serie „Son of God von 2001 – klar, dass Jesus eher orientalisch als westlich weiß ausgesehen haben dürfte. Die britische Fernseh- und Radioanstalt hat damals die Rekonstruktion des Aussehens Jesu mit Hilfe eines Computers gemacht. Grundlage war dabei der Schädel eines Mannes, der etwa zur gleichen Zeit wie Jesus gelebt haben soll. Das erzeugte Bild zeigt Jesus als orientalischen Typ mit buschigen Augenbrauen, kurzem Haar und Vollbart.
Wie aber ist Jesus weiß geworden?Die Theologin Sarah Vecera, Mitarbeiterin der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal hat Ende 2022 das Buch „Wie ist Jesus weiß geworden“ veröffentlicht. Vecera schreibt darin über Rassismus in der Kirche und wo er verborgen oder ganz offen auch in kirchlichen Strukturen stattfindet.
Sie erzählt eindrücklich und nüchtern zugleich von ihrer eigenen Geschichte als schwarzer Frau in einer weißen Kirche und gibt ihren Leser:innen die Chance, sich selbst zu fragen, ob ihnen dieses Thema überhaupt irgendwie bekannt vorkommt – oder ob sie sofort sagen „Rassismus? Ich kenne keine Hautfarben – ich sehe nur Menschen!“ – ein Satz, wie ihn nur jemand sagen kann, der noch nie aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert wurde: schief angeschaut, nach seiner „eigentlichen“ Herkunft gefragt, als anders betitelt.
In Kirchengemeinden, in den Schulen, mit den Kinderbibeln und vielem anderen tragen wir dazu bei, rassistische Stereotypen zu reproduzieren. Damit muss Schluss sein. Jetzt. Nicht aus Nächstenliebe. Sondern weil nur eine anti-rassistische Kirche eine Kirche Jesu Christi sein kann.
Frank Behr, Schulreferent der Ev. Kirchenkreise Hattingen-Witten und Schwelm