M2 Propheten – Kämpfer für die Gerechtigkeit Gottes

Downloads

Arbeitsaufgaben

  1. Arbeiten Sie das Spezifikum für biblische Prophet:innen heraus.
  2. Recherchieren Sie (im Internet oder einer Bibliothek) zur „Option für die Armen“ und halten Ihre Erkenntnisse in Stichworten fest.
  3. Amos gilt als sogenannter „Unheilsprophet“. Erläutern Sie, was damit zum Ausdruck gebracht werden soll.
  4. Diskutieren Sie, welche „Unheilsprophet:innen“ es gegenwärtig gibt. Beschreiben Sie deren Bedeutung für unsere Gesellschaft und deren Akzeptanz in der Gesellschaft.

Im umgangssprachlichen Zusammenhang werden Prophet:innen häufig in einem Atemzug oder Zusammenhang mit Wahrsager:innen oder Seher:innen gebracht und damit vor allem als in die Zukunft Blickende. Diese Sichtweise verkennt jedoch die wesentliche Bedeutung der Prophet:innen im biblischen Kontext. Denn in der Bibel ist Prophetie zunächst immer Zeitansage, sowohl im Blick auf misslingendes als auch gelingendes Leben. Prophet:innen blicken kritisch auf die Gegenwart, benennen die aktuellen Zustände und die daraus resultierenden möglichen Konsequenzen für die Zukunft. Von daher wohnt der Prophetie durchaus ein Blick in die Zukunft inne, immer aber ausgehend von der Gegenwart und Bezug nehmend auf diese.
Die politische Brisanz der Prophet:innen wurde im Zusammenhang der sozialgeschichtlichen Bibelauslegung deutlich. Besonders die aus Lateinamerika stammende Theologie der Befreiung machte klar: Viele der Prophet:innen setzten sich für die Unterdrückten ein, ihre  Gotteserfahrung ist geprägt von Gottes Gerechtigkeit, die ausgestattet ist mit einem besonderen Blick auf gesellschaftlich marginalisierte, ausgegrenzte oder benachteiligte Menschen. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff der „Option für die Armen“ geprägt.

Der Prophet Amos
Ein typischer Vertreter dieser Propheten ist Amos. Amos war von Haus aus Viehzüchter und Maulbeerfeigenpflanzer (1,1; 7,14) aus Tekoa, südlich der Stadt Betlehem. Er wurde durch göttliche Berufung gegen Ende der Regierungszeit des politisch und wirtschaftlich überaus erfolgreichen Königs Jerobeam II. im 8. Jh.v.Chr. als Prophet ins Nordreich Israel gesandt (3,3-8; 7,15). Dort wirkte er für kurze Zeit bis zu seiner Ausweisung am Heiligtum von Bet-EI (dt. Haus Gottes). Die Hauptanklage dieses ältesten Schriftpropheten richtete sich gegen die des Gottesvolkes unwürdigen Zustände im Staat, in der Verwaltung, im Gerichtswesen und in der Wirtschaft. Weil die oberen Schichten die Menschen niederer Herkunft und ungesicherter sozialer Lage zu bloßen Objekten ihres Erwerbs-, Macht- und Genusstriebs herabwürdigen und so das „Gottesrecht“ brechen, verkündet Amos das Todesurteil Gottes für das Reich Israel. Eine auf den Kult und Gottesdienst beschränkte Verehrung Gottes lehnt Amos als dem göttlichen Willen widersprechend ab (5,21—26). Gott ist für Amos so sehr ein „Gott für den Menschen“, dass Unmenschlichkeit und Missachtung der fundamentalen Menschenrechte nicht nur für das Volk Israel als Gottes Volk, sondern für alle Völker der Welt ein göttliches Strafgericht nach sich zieht (1,3 – 2,3). Amos kündigt dazu einen „Tag des Herrn“ an, der „Finsternis bringen wird und nicht Licht“ (5,18 – 20). Nur diejenigen, die dem göttlichen Willen Folge leisten und Recht und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt ihrer Handlungen stellen, haben eine Zukunft. In den Augen des Amos ist das aber nur ein kleiner ein „Rest“, der gerettet werden wird (5,15).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert