Tohuwabohu – Theologisch-Didaktische Hinweise

zu Schritt 1 Erkennen

Die Schöpfungserzählungen in der Bibel sind unter anderem als Lob auf die gute Schöpfungsordnung Gottes zu verstehen und gleichzeitig auch mit der Rolle und dem Auftrag der Menschen in dieser Ordnung verbunden. Aus dem Tohuwabohu, (wüst und leer oder auch Irrsal und Wirrsal) schafft Gott eine gute Ordnung für alle Geschöpfe. Die Erde ist dabei mit eigener „Grünkraft“ ausgestattet, die Grundlage für alles pflanzliche und tierische Leben ist. In der zweiten Schöpfungserzählung wird davon erzählt, wie Gott für den Menschen einen Garten baut und gestaltet. Auch in dieser Geschichte ist im Garten alles vorhanden, was Menschen zum Leben brauchen: Wasser, Pflanzen, Bäume, Tiere und alle Schöpfungsdinge. Dieser Garten wird gemeinhin auch als „Paradies“ bezeichnet. Dabei gibt es in der Überlieferung verschiedener Kulturen im Orient immer wieder den Begriff „Paradies“, gemeint als umzäunter Garten als Zentrum des Heils, der guten Welt. Gott gibt im biblischen Text den Menschen den Auftrag, den Garten weiter zu bebauen und zu bewahren. Obwohl im Garten alles zum Besten ist, sollen die Menschen ihn weiter gestalten und nutzen. Die Kriterien und der Nutzen, die für die Menschen ausschlaggebend für ihr Handeln waren und sind, stimmen nicht unbedingt mit dem überein, was Gott mit der Schöpfung gemeint hat. Durch die menschliche Nutzung und Erweiterung seines Lebensraumes gehen Vielfalt und Platz für die Mitgeschöpfe und die Mitwelt verloren. Die Natur wird durch menschliche Gestaltung zur Kulturlandschaft. Der , Mensch beginnt aufzuräumen. Und das Aufräumen hat Folgen. Zur Einführung in das Thema wird das Anlegen eines „Flaschengartens“ vorgeschlagen. In einem mit Erde, Moos und Pflanzen ausgestatteten und verschlossenen Gefäß lässt sich beobachten, wie ein Ökosystem sich quasi selbst erhält. Ein Eingriff verbessert dieses System nicht. Einmal verändert oder geöffnet, sind die Flaschengärtner gezwungen, immer weiter und neu einzugreifen, um das System zu erhalten. Der Flaschengarten wird während der Unterrichtseinheit immer wieder hervorgeholt und seine Entwicklung beobachtet.
Im ersten Schritt setzen sich die Schüler:innen mit beiden Schöpfungserzählungen und der vielfältigen Schöpfungsordnung auseinander, in dem sie ein vielfältiges buntes und wuseliges Schöpfungsbild betrachten oder auch selbst ein Bild bzw. Bodenbild gestalten und betrachten. Dieses umgangssprachliche Tohuwabohu, das hier dargestellt wird, wirkt möglicherweise auf den ersten Blick unordentlich und chaotisch. Eben als Irrsal und Wirrsal oder als heilloses Durcheinander. Die Erzählung der zweiten Schöpfungsgeschichte und dem Auftrag an die Menschen, den Paradiesgarten zu nutzen und zu schützen, führt zu ersten Überlegungen im Unterrichtsgespräch, wie der Garten gut und nachhaltig genutzt werden kann.

zu Schritt 2 Begreifen

Besonders seit der Industrialisierung greift der Mensch durch seine Lebensweise immer stärker in die Natur ein. In den letzten Jahrzehnten tut er das in einer Weise und mit Techniken, die der Mensch oft selbst nicht mehr versteht. Die langfristigen Folgen menschlichen Handelns auf das Klima und die Umwelt lassen sich nicht mehr rückgängig machen, das ist aus Studien der Klimaforschung bekannt. Aus biblischer Sicht betrachtet kehrt der technische Mensch die Schöpfung Gottes um. Stellenweise schafft der Mensch das biblische „Tohuwabohu“- ein heilloses Durcheinander oder auch eine wüste Leere. 

Die Schüler:innen versuchen sich an der Aufgabe, den Schöpfungsgarten zu nutzen, indem sie beispielhaft das bunte Schöpfungsbild „aufräumen“ und in eine menschgemachte Ordnung bringen. Dabei werden Fragen nach den Kriterien für die Gestaltung und Nutzung des Gartens deutlich: Was brauchen die Menschen noch über den Garten hinaus? Nach welchen Kriterien richtet sich die Nutzung? Nach maximalem Ertrag, nach dem Wohlergehen für alle Mitgeschöpfe oder nach der Zufriedenheit der Menschen?

An der Situation der großen Wälder dieser Welt sollen diese Fragen verdeutlicht werden. Die Schüler:innen arbeiten an zwei Beispielen konkret weiter. 

Eine Gruppe beschäftigt sich mit den äthiopischen Kirchenwäldern bzw. dem Projekt der Orthodoxen Kirche Äthiopiens und erarbeitet mit Hilfe des Materials von Brot für die Welt die kulturelle, ökologische Bedeutung der Wälder und die Folgen ihrer Aus-Nutzung. Das Holz wird unter anderem als Brennmaterial gebraucht und verkauft. (M3a und M4a)

Die zweite Gruppe beschäftigt sich parallel mit der Situation der deutschen Wälder. Auch diese wurden jahrhundertelang nicht unbedingt nachhaltig bewirtschaftet. Bäume wurden und werden als Baumaterial genutzt, in der Zeit der Bergwerke und Industrialisierung wurde Holz als Brennmaterial und zur Kohlegewinnung gebraucht. Die Folgen sind aktuell sichtbar: die langanhaltende Trockenheit der letzten Jahre hat die Bäume geschwächt. Der Borkenkäfer und andere Schädlinge haben zu einem Absterben von Bäumen und Wäldern beigetragen. Die Nationalparks, die sich zum Teil selbst überlassen bleiben, sehen wüst und leer aus. (M3b und M4b)

zu Schritt 3 Handeln

Die Schüler:innen erarbeiten sich mit Hilfe von M5a und M5b Kenntnisse zu Projekten in Äthiopien und in Brandenburg. Die Wälder kirchlicher Waldgemeinschaften in Brandenburg sind vom Klimawandel bedroht. Trockenheit und Schädlinge setzen ihnen zu. In Projekten wandeln Schulklassen den Kiefernwald in Laubwald um. Beispielhaft erarbeiten die Schüler:innen dieses Projekt an Arbeitsblatt M5b. Sie werden ermutigt, selbst aktiv für den Schutz der Wälder einzutreten. Die Gruppen stellen sich ihre Ergebnisse gegenseitig vor und vergleichen sie. In einem Gespräch mit einem Waldexperten, wie dem Förster oder der Försterin lernen sie noch mehr über den Zustand des Waldes in ihrer Umgebung zu erfahren und über die Schutzmaßnahmen vor Ort. Wenn Zeit und Gelegenheit sind, kann die Lerngruppe auch an einer Baumpflanzaktion im Wald, im Park oder auf dem Schulhof teilnehmen. 

Ein Blick auf den Flaschengarten regt zum Nachdenken darüber an, ob und warum es gut ist, dass Menschen in die Natur und in den Wald eingreifen und führt zurück zur biblischen Text. Was bedeutet der Auftrag Gottes an die Menschen, den Garten zu nutzen und zu schützen? 

Die Schüler:innen tragen das Gelernte zusammen und erstellen Regeln für eine gute und nachhaltige Nutzung des Waldes und der Natur. 


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