Und alle werden satt – Theologisch-Didaktische Hinweise

zu Schritt 1 – Sehen: biblischer Bezug 

„Gebt ihr ihnen zu essen!“ fordert Jesus in der Geschichte von der Speisung der 5.000 (Lukas 9,10-17par) seine Jünger:innen auf. Fünf Brote und zwei Fische genügen schließlich, um alle satt zu machen – es bleibt sogar noch reichlich übrig. Jesus predigt einer großen Menge Menschen vom „Reich Gottes“, er macht diejenigen gesund, die der Heilung bedürfen (Lk 9,11). Mit Heilung ist dabei immer mehr gemeint als nur die seelische oder körperliche Heilung. Heilung ist immer etwas, das den ganzen Menschen in allen seinen Lebensvollzügen umfasst.

Die Menschen, die in der konkreten Geschichte von der Speisung der 5.000 Jesus nachziehen und ihn hören wollen, bekommen offensichtlich nicht genug von seiner Predigt, denn sie bleiben solange, bis es Abend wird. (Auch seine Rede scheint heilvoll zu sein.). Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, spricht er immer auch von Gerechtigkeit. So auch in der Bergpredigt, wenn Jesus die Menschen auffordert, die individuelle Sorge nach Kleidung und Nahrung hintenanzustellen und stattdessen für Gottes Reich und seine Gerechtigkeit einzutreten „Trachtet zuerst nach Gottes Reich und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Mt 6,33). In der Speisungsgeschichte wird Gottes Gerechtigkeit da offenbar und erlebt, wo Menschen füreinander sorgen und miteinander teilen. Das ist das eigentlich Wunderbare an diesem „Vermehrungswunder“.

Die Menschen zur Zeit des biblischen Textes leiden unter der Fremdherrschaft der Römer, es sind schwierige und prekäre Verhältnisse. Jesus predigt ihnen das Reich Gottes und es wird für einen Moment unter ihnen schon wahr. Seine Predigt gilt auch uns heute. Es ist tatsächlich möglich, global Ernährungssicherheit herzustellen, wenn Menschen bereit sind, für Gerechtigkeit einzutreten und miteinander zu teilen, anstatt sich nur um das eigene Wohl zu kümmern. Diese Geschichte von Gerechtigkeit und Solidarität wird im vorliegenden Unterrichtmaterial mit den Schüler:innen anschaulich erzählt und betrachtet. Möglicherweise kommen dabei den Schüler:innen einige der folgenden Fragen:

  • Wie kann man sich die 50er Gruppen vorstellen, in denen die Menschen essen?
  • Wer verteilt in diesen Gruppen das gereichte Brot und nach welchen Kriterien wird gerecht geteilt?
  • Gibt es jemanden, der die Zubereitung der Fische übernimmt?
  • Wie kann es sein, dass das Essen für alle reicht?
  • Was passiert eigentlich mit den Resten?

Auch Fragen nach Verteilungsgerechtigkeit bzw. -ungerechtigkeit in weltweiter Perspektive werden in dieser Auseinandersetzung aufgegriffen bzw. angeregt. Ein erweiterter Blick richtet sich auf die Herkunft unserer Lebensmittel und das übliche Einkaufsverhalten:

  • Woher kommen die Lebensmittel?
  • Nach welchen Kriterien wird eingekauft?
  • Welche Gewohnheiten haben sich eingespielt?
     

zu Schritt 2 – Erkennen: eigene und globale Perspektive

In den nächsten Schritten folgt der Blick auf die eigenen Ernährungsgewohnheiten im Vergleich den Ernährungsgewohnheiten in anderen Ländern. Verschiedene analoge und digitale Materialien bieten dazu vielfältige Möglichkeiten an.[1] Die Materialien von Brot für die Welt zu Ernährung und Hunger können hier eingesetzt und genutzt werden. (z.B. das Erklärvideo[2]), um ein Bewusstsein für die Schieflage herzustellen und gleichzeitig auch Möglichkeiten einer gerechten Verteilung zu verdeutlichen. Die Geschichte vom gerechten Teilen und Füreinander-Sorgen führen die Schülerinnen und Schüler schließlich zu einem Nachdenken über ihre eigenen Ernährungs- und Essgewohnheiten. Sie berichten über eigenen Erfahrungen vom Teilen, vom Füreinander-Sorgen, von der Mahl-Gemeinschaft in der eigenen Familie und bei der Schulspeisung. Hier dürfen und sollen auch Wünsche genannt werden. So können die Schüler:innen vom berichteten „Wunder“ hin zum erlebbaren Reich Gottes schließen. Von der Utopie hin zum Zuspruch und Auftrag: Gottes Reich wird (exemplarisch) für einen Moment tatsächlich erfahrbar, wenn Menschen Nöte erkennen und lernen zu teilen und füreinander zu sorgen.

Das Beispiel von Chimwemwe aus Malawi lenkt den Blick auf die Situation in Südostafrika und auf die dort bereits erreichte nachhaltige Verbesserung der Ernährung durch regenerative Bildung und die Einführung der Permakultur. Schüler:innen erlernen im Unterricht und in schulischen Arbeitsgemeinschaften (Permakultur-Clubs), wie Permakultur funktioniert und bringen ihre Erfahrungen von der Schule aus in die Dörfer. So verändert sich die Produktion von Nahrungsmitteln schrittweise und mehr Menschen können satt werden von dem, was sie selbst erzeugen.

Hier können z.B. aus dem „Brot für die Welt – Bildungsmaterial für die Grundschule“[3] die Berichte zum landwirtschaftlichen Lernen und der Bedeutung für die Dorfgemeinschaft herangezogen und im Unterricht fruchtbar gemacht werden.

zu Schritt 3 – Handeln: Anwendunin der eigenen schulischen Praxis

Im abschließenden Schritt sollen die Schüler:innen selbst aktiv werden und Möglichkeiten für den notwendigen Wandel überlegen und projekt- und ansatzweise ausprobieren. Die Wahrnehmung ihrer Selbstwirksamkeit und Beteiligungsmöglichkeiten können sie so stärken und sich gegenseitig ermutigen. In einem gemeinsamen Essen und Teilen werden die Ideen der erlebbaren Gerechtigkeit, wie im biblischen Text von der Speisung der 5.000, wieder aufgenommen und auch für die Schüler:innen nachhaltig erfahren.


[1] zum Beispiel https://www.geo.de/geolino/mensch/262-rtkl-essen-so-fruehstueckt-die-welt [letzter Zugriff am 23.11.2023] oder mit Hilfe des (leider vergriffenen) Buches von P.M Gaede (Hg.), So isst der Mensch, Familien in aller Welt zeigen, was sie ernährt, Geo, Gruner und Jahr 2005; ein erster Eindruck ist möglich über: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/262407/so-isst-der-mensch-bilder/ [letzter Zugriff am 23.11.2023]

[2] vgl. Projektfilm unter https://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/malawi-hunger/ [letzter Zugriff am 31.10.2023]

[3] a.a.O.

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