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Arbeitsaufgaben

  1. Arbeiten Sie heraus, was biblische „zedaqa – Gerechtigkeit“ ausmacht.
  2. Recherchieren Sie (im Internet oder einer Bibliothek) zur „Option für die Armen“ und halten Ihre Erkenntnisse in Stichworten fest.
  3. Identifizieren Sie Situationen, die Sie selbst als „ungerecht“ empfinden und erörtern Sie, wie dort Gerechtigkeit angestrebt, bzw. erreicht werden kann/könnte. Nehmen Sie bei Ihren Überlegungen Bezug auf die Gerechtigkeit, wie sie im Kontext der Bibel zu verstehen ist.

Wenn es einen entscheidenden Begriff gibt, der zum Ausdruck bringt, worum es in der biblischen Überlieferung geht, dann ist es der der „Gerechtigkeit“. Die Problematik liegt darin, dass mit dem deutschen Wort „Gerechtigkeit“ nicht so einfach zu erfassen ist, was mit ihr biblisch gemeint ist.

Gerechtigkeit im Ersten (Alten) Testament
Das Wort „Gerechtigkeit“ suggeriert einen Zustand, während mindestens in der hebräischen Sprache und Bibel, „zedaqa – Gerechtigkeit“ zum einen dynamisch, als eine Bewegung, ein sich immer wieder verändernder Prozess, zum anderen relational, also die Beziehung zwischen Gott und Mensch, bzw. zwischen Menschen beschreibend, zu verstehen ist. Gerechtigkeit sorgt dafür, dass in Unordnung Geratenes wieder ins Recht gestellt wird. Die Frage, ob ein Handeln der Gemeinschaft dient oder ihr schadet ist dabei Maßstab für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.

Jenseits von Recht und Gerechtigkeit ist keine Beziehung zu Gott möglich. Weil sich Gott seinerseits den Menschen als der gerecht Handelnde offenbart, entsprechen die Menschen ihrerseits ihm nur und sie kommen dazu, ihn zu (er)kennen, wenn sie gerecht handeln, d.h. insbesondere sich für die Armen und Benachteiligten einsetzen.

Gerechtigkeit in den Evangelien des Zweiten (Neuen) Testaments
Die Evangelien machen dann deutlich, dass Jesus in dieser Tradition stehend auf den gerechten und sich besonders der Armen und Entrechteten erbarmenden Gottes hinweist. Jesus kündigt die Herrschaft Gottes an, durch die eine totale Umkehrung der herrschenden Verhältnisse einsetzt: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ (Mt 6,33).  Jesus stellt herrschende Verhältnisse auf den Kopf, indem er die „Option für die Armen“, also den besonderen Blick auf die gesellschaftlich Ausgegrenzten, zum Maßstab eines gottgefälligen Handelns macht. Das zeigt sich z.B. in seiner Zuwendung zu den Sünder:innen. Ferner ereignet sich exemplarisch, quasi als Zeichen des anbrechenden Reiches Gottes, den „Armen“ Heil, dadurch, dass sie Beachtung bei Jesus (und Gott) finden, in den Mittelpunkt des Interesses gestellt werden, aber auch dadurch, dass sie geheilt werden, ihre Bedürfnisse an Leib (Speisung der 5.000; Heilungsgeschichten) und Seele (Heilungen) gestillt werden.

Gerechtigkeit bei Paulus
Vor allem für die evangelisch geprägte Theologie ist das Verständnis der Gerechtigkeit Gottes prägend geworden. Ausgehend von Jesu Tod am Kreuz und Auferweckung macht Paulus deutlich, dass das durch die Sünde, die menschliche Abkehr von Gottes Willen, zerrüttete oder sogar zerstörte Verhältnis zwischen Gott und Menschen durch Gott selbst wieder ins Lot gebracht wird. Die mangelnde Treue zur Gemeinschaft mit Gott und den Menschen untereinander ist dabei Ausgangspunkt der paulinischen Argumentation und sie bleibt auch der Bezugspunkt seiner mahnenden Briefe an die ersten christlichen Gemeinden, die er in der Gefahr sieht, den in Jesu Leben, Sterben und Auferweckung gründenden Neubeginn (neuer, bzw. erneuerter Bund zwischen Gott und Mensch) wieder zu vergessen, indem sie in Verhaltensweisen zurückfallen, die Arme ausgrenzen oder sich selbst, z.B. im Verhältnis zu anderen Menschen, als „bessere Menschen“ fühlen.

Gerechtigkeit Gottes und die menschliche Gerechtigkeit
Das in den biblischen Überlieferungen zum Ausdruck kommende Gerechtigkeitsverständnis betrifft jeden Menschen im Verhältnis zu Gott, zu den Mitmenschen, zur Gesellschaft und zur (Mit-)Welt insgesamt. Gerechtigkeit hat einen Beziehungscharakter und ist daher dynamisch und prozesshaft, d.h. sie kann wachsen und abnehmen, zugeschrieben oder abgesprochen werden. Letzten Endes beschreibt die göttliche Gerechtigkeit das Ziel allen Handelns, bleibt aber für Menschen unverfügbar.

Drei Aspekte der biblischen Gerechtigkeit sind konstitutiv:
1. Problematisierung der Gerechtigkeit – Gerechtigkeit wird immer wieder verfehlt und es ist auch oftmals gar nicht so leicht zu beschreiben, worin sie in einer bestimmten Situation besteht. Das gilt es auszuhalten und sich um eine Neubestimmung der Gerechtigkeit zu bemühen.
2. Glaube an die Gerechtigkeit – Gerechtigkeit ist möglich. Selbst wenn es im Leben oftmals so aussieht, als ob ungerechte Handlungen und Handelnde die Oberhand gewinnen (Problematisierung der Gerechtigkeit), letzten Endes wird sich die Gerechtigkeit (Gottes) Bahn brechen.
3. Neubestimmung der Gerechtigkeit – Da Gerechtigkeit prozesshaft und relational zu verstehen ist, muss immer wieder um Gerechtigkeit „gerungen“ werden und in einer neuen oder veränderten Situation neu beschrieben werden, was gerecht ist.

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