Arbeitsaufgaben
- Lesen Sie im Kurs miteinander die Vision des Ezechiel (Übersetzung der BasisBibel).
- Visualisieren Sie den Bibeltext als Strukturbild, indem Sie sich am Verlauf des Wassers orientieren.
Zur Person des Ezechiel (bei Luther: Hesekiel)
Der Prophet Ezechiel (Namensbedeutung: „Gott möge kräftigen“) war ein Priester, der mit der ersten Verbannung 597 nach Babylon deportiert wurde und dort von 593 bis ca. 571 gewirkt hat. Seine Verkündigung ist nach Sprache und Inhalt sehr typisch, zu charakterisieren als theologia gloriae: Ezechiel schreibt, um die Herrlichkeit Gottes zu verkünden. Ezechiel ist der Priesterschrift (P) des Pentateuchs (5 Bücher Mose) nahe, er selbst ist vermutlich bei Gottesdiensten unter den Exulanten aufgetreten (1,3), so dass er möglicherweise ursprünglich Kultprophet war. Ezechiel versteht das Exil als verdiente Strafe für den Abfall Israels zu anderen Göttern.
Erkenntnis Gottes geschieht durch geschichtliche Ereignisse, die JHWH über Israel und die Völker bringen wird. Die Geschichte in negativer, wie in positiver Hinsicht wird als von Gott und nur von Gott bewirkt interpretiert.
Kap. 40-48 stellen Höhepunkt und Abschluss des Buches dar. Ezechiel sieht visionär den neuen Tempel in Jerusalem und den Wiedereinzug der Herrlichkeit JHWHs in dieses neue Heiligtum (Kap. 43). Der Kultus wird neu geordnet (44-46) und das Land wird neu verteilt werden (47-48).
Ez 47: Der Fluss des Lebens[1]
1Der Mann[2] brachte mich zum Eingang des Tempels[3]. Unter der Türschwelle sprudelte Wasser hervor. Es floss nach Osten, denn die Vorderseite des Tempels war nach Osten gerichtet. Das Wasser floss an der rechten Seite des Tempels ab und südlich am Altar[4] vorbei. 2Der Mann führte mich durch das äußere Nordtor[5] hinaus. Er ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Auf der rechten Seite des Tors sah ich das Wasser herausfließen.
3Der Mann ging weiter Richtung Osten. Er hatte eine Messschnur[6] in der Hand und maß 500 Meter ab. Dann ließ er mich durch das Wasser gehen. Es reichte mir bis zu den Knöcheln. 4Er maß noch einmal 500 Meter ab und ließ mich wieder durch das Wasser gehen. Nun reichte es mir bis zu den Knien. Der Mann maß weitere 500 Meter ab und ließ mich noch einmal durch das Wasser gehen. Diesmal reichte es mir bis zur Hüfte. 5Schließlich maß er noch einmal 500 Meter ab. Das Wasser war zu einem Fluss geworden, den ich nicht mehr durchqueren konnte. Es war so tief, dass man schwimmen musste. 6Der Mann fragte mich: »Hast du das gesehen, du Mensch?« Dann führte er mich zurück zum Ufer des Flusses.
7Als ich wieder am Ufer angekommen war, sah ich dort viele Bäume stehen. Sie standen auf jeder Seite des Flusses. 8Der Mann sagte zu mir: »Das Wasser fließt in ein Gebiet im Osten und dann in den Jordangraben. Der Fluss mündet schließlich ins Tote Meer[7] und macht das Wasser darin lebendig. 9Denn wenn der Fluss ins Meer fließt, wird aus dem salzigen Meerwasser wieder Süßwasser. Es wird viele Fische[8] geben. Überall, wo der Fluss fließt, wird es von Lebewesen wimmeln. Ja, überall dort, wo der Fluss vorbeifließt, wird es Leben geben. 10Fischer werden an der Küste stehen, zwischen En-Gedi und En-Eglajim[9]. Überall werden Plätze sein, um Fischernetze zu trocknen. Sie werden alle Arten von Fischen fangen, und es gibt so viele davon wie im Mittelmeer. Ja, es wird sehr viele Fische geben. 11Die Sümpfe und Tümpel aber werden nicht zu Süßwasser, denn aus ihnen soll man Salz[10] gewinnen.
12An beiden Ufern des Flusses werden alle Arten von Bäumen wachsen. Ihre Früchte dienen als Nahrung. Ihre Blätter welken nicht und sie tragen immer Früchte. Jeden Monat bringen sie neue Früchte hervor, denn das Wasser kommt aus dem Heiligtum[11]. Ja, ihre Früchte werden als Nahrung dienen und ihre Blätter als Heilmittel.«
[1] © BasisBibel 2021
[2] der Mann: Ein von Gott gesandter Bote, der Ezechiel in der Vision durch das Heiligtum führt.
[3] Tempel: Hier das eigentliche Tempelgebäude, das in Vorhalle, Hauptraum und Allerheilgstes aufgeteilt war.
[4] Altar: Meint den Brandopferaltar vor dem Tempelgebäude.
[5] Äußeres Nordtor: Der direkte Weg durch das Osttor ist versperrt. Da dieses Tor nach dem Einzug der Herrlichkeit Gottes in den Tempel verschlossen bleibt; vgl. Ezechiel 44,1-3.
[6] Messschnur: Eine Schnur, die man zum Bauen und Landvermessen verwendet.
[7] Totes Meer: Großer See, in den der Jordan mündet, mit ungewöhnlich hohem Salzgehalt.
[8] viele Fische: Im Toten Meer gibt es wegen des hohen Salzgehaltes keine Fische.
[9] En-Gedi und En-Eglajim: Ortschaften am westlichen Ufer des Toten Meeres.
[10] Salz: Wurde zum Haltbarmachen von Lebensmitteln verwendet und war kostbar.
[11] aus dem Heiligtum: Das Heiligtum steht für die Gegenwart Gottes, von der aus der Fluss des Lebens ausgeht.